Was ist grotesk?
Vielleicht der Versuch, sein rechtes Auge zu verschlucken, um sich selbst besser zu erkennen. Oder der Gedanke, mit den Ohren sehen zu können. Vielleicht auch nur das Gefühl, nach einem literarischen Abend ein wenig verdreht – aber deutlich erleuchtet – nach Hause zu gehen.
In ihrer Live-Hörspiel-Lesung „Das blaue Auge des Betrachters“ führen Madeleine Milojcic und Sava Freudenfeld ihr Publikum mit sprachlicher Finesse, musikalischen Einwürfen und geistreichem Witz durch die schillernden Landschaften der Groteske – jener Kunstform, die Schönheit und Absurdität so eng miteinander verwebt, dass man kaum noch unterscheiden kann, worüber man gerade lacht. Oder nachdenkt.
Im Zentrum stehen Texte von H. H. Schmitz (1902–1977) und Sava Freudenfeld selbst – zwei Autoren, getrennt durch ein Jahrhundert, verbunden durch ihre Liebe zum Sprachspiel, zur Verwirrung mit Methode und zum wohlgezielten intellektuellen Seitwärtsschritt.
„Sinn für Groteske ist wie Sinn für Schönheit – nur mit mehr Augenzwinkern.“
Und manchmal – ja, da schaut man hin und bekommt ein blaues Auge.
Nicht vom Zuschauen. Vom Übersehen.